Goldilocks Ausgabe 01 | Page 12

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Wie klauen, nur mit bezahlen



Amazon ist auf dem Vormarsch und erobert immer neue Geschäftsfelder.



Um konkurrenzfähig zu bleiben, müssen die Banken weit über den Tellerrand blicken.

Was ist neu



Amazon will den Einzelhandel revolutionieren: mit einem Supermarkt ohne Kassen. Noch ist es nur ein Pilotprojekt, das aber weitreichende Folgen haben könnte.

Amazon Go heißt der Test-Supermarkt im USamerikanischen Seattle, der seit Januar für die Allgemeinheit geöffnet hat. Der Kunde identifiziert sich am Eingang, nimmt die Ware aus dem Regal – und geht mit seinen Einkäufen einfach so nach Hause. Mit Hilfe von Sensoren und Kameras wird erkannt, was geshoppt wurde. Die Quittung gibt es später digital. Bezahlt ist schon.
Amazon hat dafür ein eigenes System mit Hard- und Software gebaut. Wozu? Das Unternehmen schweigt. Eigene Supermärkte ausrollen oder die Dienstleistung an Einzelhändler verkaufen vielleicht?

Was das bedeutet



Schon jetzt ist Amazon ein mächtiger Gatekeeper, zum Beispiel durch seine Sprachsteuerung Alexa, zu der nur ausgewählte Partner zugelassen werden. Mit Amazon Go droht nun ein weiteres geschlossenes System zu entstehen – und das könnte den Banken schaden. Konkret: Wenn der kassenlose Supermarkt flächendeckend ausgerollt würde, bestünde die Gefahr, dass Amazon nur seine eigenen Bezahlmöglichkeiten anbietet. Aber eigentlich will man als Bank doch gerne dabei sein, wenn der stationäre Einzelhandel revolutioniert wird. Nichts geringeres hat Amazon vor: Es bringt die Netzwerkeffekte aus der Digitalökonomie an die Einzelhandelskasse. Für die Banken stellt sich die große Frage, wie sie damit umgehen sollen. Zum Beispiel rechtzeitig ein vergleichbares System
bauen? Oder doch lieber aufs Kartellamt setzen?

Autoren: Clas Beese, Co-Founder von finletter und Carolin Neumann, Co-Founder von finletter