Goldilocks Ausgabe 03 | Page 11

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Virtueller Geldbeutel



Die Deutsche Bank will mit ihrer neuen App Yunar zur Bankingplattform werden – und lagert das Produkt vom Dickschiff in ein agiles Beiboot aus.



Was ist neu



Die Deutsche Bank hat für Anfang 2019 den Start einer neuen App angekündigt: Yunar.

Zunächst soll die Anwendung unter anderem die Funktionen kooperierender Bonusprogramme zusammenführen, um so das Mitführen zusätzlicher Karten überflüssig zu machen. Über 200 Programme soll man so via Smartphone verwalten können.

Langfristig erhoffen sich die Entwickler aber eine Bündelung von Banking- und Payment-Methoden, also ein echtes Plattformmodell (vgl. Goldilocks #1). Auch Nichtbank-Dienstleistungen wie die digitale Identität nennt das Unternehmen als mögliche Ausbaustufe.

Das Besondere: Yunar wird entwickelt in einer eigenen GmbH, mit eigenem Management und eigener IT, ist vergleichsweise abgekoppelt von den Vorgaben der Mutter und arbeitet mit agilen Methoden. Mit der neuen Firma zielt die Deutsche Bank auf „besonders digital affine Zielgruppen, die klassische Banken heute nur noch schwer an sich binden können“.

Was das bedeutet



Mit Yunar geht die Deutsche Bank einen entschiedenen Schritt nach vorne bei der Frage, wie Innovationen innerhalb der größten deutschen Bank entstehen. Nach yomo ist dies das zweite unabhängige Schnellboot, das von den Tankern der etablierten Finanzindustrie zu Wasser gelassen wurde.

Jetzt sind 80 Mitarbeiter bei Yunar nicht viel, sogar homöopathisch wenig in Relation zu knapp 100.000 Mitarbeitern weltweit. Fintechs wie N26 haben jedoch gezeigt, wie viel man mit so wenigen Mitarbeitern erreichen kann. Und so scheint Yunar eine Kopie des Erfolgsrezepts zu sein: Ein paar Dutzend motivierte Mitarbeiter, eine paar Milliönchen Startkapital, passgenaue IT-Architektur, Banklizenz erst einmal woanders ausleihen und eine gesunden Distanz halten zum Tanker, dem Mutterschiff.

Ob dies auch für den Sparkassen-Verbund ein Erfolgsrezept sein kann? Sie denken gerade schon darüber nach. Sehr schön.

Autor: Clas Beese, Co-Founder von finletter und Autorin: Carolin Neumann, Co-Founder von finletter