Der Sparkassen Innovation Hub launcht ein Online-Gutscheinportal als Hilfe für Handel und Gastronomie in der Corona-Krise
Die Coronavirus-Pandemie legte bereits große Teile Deutschlands lahm, da riefen eine Reihe von Organisatoren unter Schirmherrschaft der Bundesregierung zum großen virtuellen Hackathon #WirVsVirus auf. Gemeinsam wurden dabei Lösungen für die Krise entwickelt. Auch ein Team des Sparkassen Innovation Hub (S-Hub) und der Sparkassen war vom 20. bis 22. März 2020 aus den Home-Offices dabei. Die Idee: ein Online-Gutscheinportal, das dem besonders in seiner wirtschaftlichen Existenz bedrohten lokalen Handel hilft.
Kooperation in Zeiten des Coronavirus – Gemeinsam helfen hilft.
Zusammen mit dem Gutschein-Service-Anbieter Atento wurde die Idee im Anschluss an den Hackathon umgesetzt. Innerhalb von wenigen Tagen wurde das Portal unter dem Motto "Mit Gutscheinen Gutes tun." gelauncht. Betroffene Unternehmen wie Cafés, Friseure, Handwerksbetriebe oder Buchhändler können sich seitdem über die Website helfen.gemeinsamdadurch.de anmelden, ihre Unternehmensprofile erstellen und Gutscheine im Wert zwischen 10 und 100 Euro zum Verkauf anbieten. Den entsprechenden Erlös erhalten die Unternehmen sofort – Käuferinnen und Käufer der Gutscheine leisten so einen schnellen und effektiven Beitrag zum Schutz ihrer lokalen Unternehmen aus der Nachbarschaft. Zusätzlich können sehr einfach Poster gedruckt werden, mit denen auf die Aktion und die Gutscheine aufmerksam gemacht werden kann.
Aktuell sind mehr als 200 Sparkassen und Verbundpartner dabei und bieten die Gutschein-Initiative den lokalen Händlern und Kunden an. Weitere Kooperationspartner sind die Job-Community Staffbook, der Anbieter von Handwerkersoftware openHandwerk, das soziale Netzwerk Zwopr, die Agentur Schüngelschwarz, der IT-Dienstleister Binary sowie die deutschen Vertretungen von Microsoft, Google und Visa. Das Gutschein-Portal wird nun laufend durch das S-Hub Team weiterentwickelt und in den nächsten Wochen um zusätzliche Services und Hilfen für den Handel ergänzt.
Interview
Direkt im Anschluss an den Hackathon #WirVsVirus entstand auf Initiative der Sparkasse Essen eine Kooperation zur Umsetzung der Plattform "Mit Gutscheinen Gutes tun."
Wir sprachen mit Frank Weßing, Leiter des dortigen Vorstandsstabs und zugleich Digitalisierungskoordinator des Instituts.
Wie waren Sie an der Entstehung der Gutschein-Plattform beteiligt?
Ich wurde an einem späten Donnerstagabend von einem Bekannten mit der Bitte angeschrieben, meine Einschätzung zu einem Projekt zu geben, das von den Firmen Binary und schüngelschwarz angestoßen wurde, um insbesondere Gastronomiebetriebe in der Coronavirus-Krise zu unterstützen. Es stand die Frage im Raum, ob das Projekt zusammen mit der Sparkasse Essen realisiert werden könnte. Die Idee war, eine regionale Gutschein-Plattform aufzubauen, über die betroffene Unternehmen ihre Stammkunden mit ganz leichten Mitteln ansprechen können. Ursprünglich hatten die Initiatoren an den Zahlungspartner Paypal gedacht, wir von der Sparkasse Essen schlugen aber gleich eine eigene Beteiligung vor. Genau an dem folgenden Wochenende fand vom 20. bis 22. März der große Hackathon #WirVsVirus unter Schirmherrschaft der Bundesregierung statt. Am Montag darauf sind wir durch einen Tweet des Sparkassen Innovation Hub darauf aufmerksam geworden, dass hier ebenfalls die Idee einer Gutschein-Plattform für die Sparkassen entwickelt wurde. Daraufhin haben wir die Partner vernetzt, wodurch auch der Lösungsanbieter Atento aus Berlin an Bord kam. Alle Beteiligten haben hier abends und auch am Wochenende grandiose Arbeit geleistet und sich durch moderne Medien stets miteinander vernetzt. Die digitalen Wege zwischen Hamburg, Berlin und Essen sind zum Glück erfreulich kurz. Bereits am darauffolgenden Montag war die Beta-Version online. Unter den ersten Unternehmen waren dann natürlich auch einige aus Essen.
Was war das Besondere am Entstehungsprozess?
Wir Sparkassen sind für stabile und gut funktionierende Lösungen bekannt; überragende Umsetzungs-geschwindigkeit oder schnelle verbandsübergreifende Lösungen werden uns jedoch noch nicht so häufig zugeschrieben. Hier jedoch ist genau das geschehen: Durch das Vernetzen von Sparkassen und externen Partnern konnten nicht nur die Infrastruktur und die Kommunikation für das Angebot superschnell abgestimmt, sondern auch – und das ist sicher genauso wichtig – die entscheidenden Kompetenzträger von dieser Lösung überzeugt werden. Hier war auch viel Mut dabei. Alle beteiligten Personen haben sich, sicher auch aufgrund des Handlungsdrucks in der Coronavirus-Krise, sehr schnell bewegt und das gemeinsame Ziel in Rekordzeit erreicht. Mittlerweile sind ja über 200 Sparkassen beteiligt, was beweist, dass wir eben doch alle an einem Strang ziehen können, wenn es darauf ankommt.
Welche Rückmeldungen erhalten Sie zu der Plattform?
Wir sind überwältigt von den Rückmeldungen der betroffenen Unternehmen. Ein besonders schönes Beispiel ist die Inhaberin eines Essener Friseurladens: Sie hat über die Innung von der Initiative erfahren und rief uns an, um zu erfahren, ob sie als Kundin einer benachbarten Sparkasse auch mitmachen könne – was natürlich problemlos möglich war. Einige Tage später meldete sie sich erneut und erzählte überglücklich, dass sie allein am ersten Wochenende 27 Gutscheine mit einem Gegenwert von fast 2.000 Euro über die Plattform absetzen konnte. Auch der Gastronomiebetrieb Sengelmannshof hat bereits viele Gutscheine verkauft. Der Besitzer Reinhard Schriever ist wiederum Vorsitzender des DEHOGA-Ortsverbandes Essen und verbreitet die Idee enorm weiter.
Welchen Nutzen können die Sparkassen aus dieser Erfahrung ziehen?
Sich in der Krise schnell und effizient zusammenzuraufen ist ein großartiges Signal für unsere Finanzgruppe und zeigt, dass wir zu noch viel mehr imstande sind. Aus unserer Sicht kann die Sparkassen-Organisation auf die Initiative unter dem Motto "Mit Gutscheinen Gutes tun." stolz sein. Wir sollten auch in Zukunft gemeinsam solche Projekte und Initiativen mutig anpacken, auch wenn es mal nicht so effizient und erfolgreich verlaufen sollte. Das gehört zu Innovationsprozessen schließlich dazu.