Im dritten Teil unserer Interview-Serie "Short Tracks" gibt Lukas Jaborsky, Product Owner im Sparkassen Innovation Hub (S-Hub), Antworten auf unsere Fragen zu neuen Ideen im Bereich der Baufinanzierung.
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Was hat es mit dem Buzzword "Eat your bricks" auf sich?
> Kurz und knapp: Damit wird das Prinzip beschrieben, eine eigene Immobilie im Alter an einen Anbieter zu überschreiben, aber weiterhin darin wohnen zu bleiben und eine Rente zu kassieren.
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Welche Faktoren sprechen dafür, dass der Markt für diese "reverse Baufinanzierung" wachsen wird?
> Wir sehen, dass das Konzept in anderen Ländern, zum Beispiel in den USA und in Großbritannien, schon heute viel verbreiteter und erfolgreicher ist als in Deutschland. Zudem gibt es eine relativ große, spannende Zielgruppe, die sogenannten Silver Ager, die vom Alter und in Bezug auf ihren Lifestyle perfekt auf das Prinzip passen. Ein weiterer Faktor: Immer mehr Menschen, finden nichts dabei, ihren Immobilienbesitz, zumindest anteilig, nicht zu vererben, sondern in Form einer Rente selbst zu "verkonsumieren". Auch, weil die Folgegeneration häufig bereits eigenen Besitz hat und weniger auf Erbschaften angewiesen ist. Allerdings ist auch drohende Altersarmut ein relevanter Faktor. Für das Marktpotenzial haben wir übrigens allein 250 Tausend Sparkassen-Kunden ermittelt.
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Welche Idee hat der Sparkassen Innovation Hub für diesen Bereich entwickelt?
>In einer Product Discovery haben wir vom S-Hub uns gemeinsam mit Teilnehmern der Kreissparkasse Köln, der Hamburger Sparkasse, der LBS West, der Finanz Informatik, der DSV-Gruppe und vom Sparkassenverband Westfalen-Lippe mit dem Thema "Baufi Reverse", also mit der umgekehrten Baufinanzierung, beschäftigt. Dabei kam die Idee einer Immobilienrente heraus, die auf dem Modell einer Umkehrhypothek basiert. Das Ziel ist, ein Produkt zu entwickeln, das die Kunden der Sparkassen verstehen, das Kapital freisetzt und es den Immobilienbesitzern ermöglicht, in Würde zu altern. Die Werte Sicherheit und (finanzielle) Freiheit werden dabei vereint. Das Produkt ließe sich über digitale, aber auch über klassische Kanäle vertreiben. Durch die Idee schließen wir eine Lücke zwischen Kauf und Verkauf einer Immobilie.
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Welche weiteren Trends und Ideen werden bei der Baufinanzierung wichtig?
> Die Zeiten, in denen die Leben unserer Kunden nach linearen, sehr ähnlichen Mustern verlaufen, sind vorbei. Der Trend geht vielmehr zur Multigraphie. Statt der klassischen Reihenfolge Ehe, Haus, Kind und Rente, sehen wir heute, dass viele Ereignisse das Leben unserer Kunden durcheinander wirbeln. Dazu gehören Scheidungen, Umzüge oder zum Beispiel Sabbaticals. Auch Patch-Work- und weitere alternative Familienmodelle führen dazu, dass der Kunde von einer Baufinanzierung erwarten, dass sie sich an ihn anpasst und nicht umgekehrt. Änderungen der Raten, Vermietung der Immobilie, Ablöse oder Immobilientausch müssen heute einfach und unbürokratisch möglich sein.
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Welches PropTech aus dem Baufi-Bereich hat aus deiner Sicht das Zeug zum Überflieger?
> Ich persönlich finde Figure aus den USA sehr spannend. Das PropTech hat ein Basis-Finanzierungsprodukt geschaffen und bietet seinen Kunden darauf aufbauend verschiedene flexible Produkte, zum Beispiel nach dem Sale & Lease Back Modell an.