Goldilocks Ausgabe 14 | Page 19

Gastbeitrag
In jeder GOLDILOCKS-Ausgabe bieten wir Raum für externe Perspektiven und Initiativen .
Welcher Zusammenhang besteht eigentlich zwischen Barrierefreiheit , inklusivem Design und zunehmendem Alter ?
Spricht man über die Definition von Barrierefreiheit , so werden neben Menschen mit Einschränkungen meist körperlicher Art auch die Einschränkungen von älteren Menschen betrachtet .
Hier ist es sicherlich wichtig , Fähigkeitsvorurteile ( Ability Bias ) zu vermeiden und ein auf „ Fähigkeiten “ ausgerichtetes Design zu konzipieren . Sind Nutzer : innen zum Beispiel nicht digital affin , sollte man insbesondere ihnen Hilfestellungen geben und Inhalte in einfacher Sprache formulieren , diese verständlich erklären und sie stärker führen . Ein klassisches Bias ist , dass wir bestimmte Zielgruppen , wie zum Beispiel ältere Menschen mit dem Argument „ Sie nutzen das Produkt ja eh nicht “ ausschließen .
Sicherlich gab es in den letzten zwanzig Jahren einen starken Wandel : Die digitale Fitness ist stärker vorhanden und das Wissen darum höher . Somit steigen Bedarf und Wunsch , digitale Produkte in der Breite zu nutzen . Jedoch bleiben gleichzeitig situative , zeitweise oder permanente Einschränkungen wie körperliche oder kognitive – auch als Folge des Älterwerdens – erhalten und müssen berücksichtigt werden .
Es gilt dabei zu bedenken , dass immer mehr Dienstund Serviceleistungen digitalisiert werden oder ausschließlich online verfügbar sind . So werden zum Beispiel Filialen geschlossen und Ansprechpartner : innen vor Ort stehen unter Umständen nicht mehr ausreichend für eventuelle Hilfestellungen zur Verfügung . Aus diesem Grund ist es umso wichtiger , dass bereitgestellte digitale Angebote und Produkte für alle bedienbar sind . Gerade permanent oder zeitweise eingeschränkten Menschen ermöglicht man so auch weiterhin eine aktive , selbstständige Teilnahme am Lebensalltag und der Gesellschaft .
Menschen mit Einschränkungen sollten also dabei unterstützt werden , ihren Alltag so selbstständig wie möglich bestreiten zu können . Auch Unternehmen müssen sich an dieser gesellschaftlichen Verantwortung beteiligen .
Weltweit sind über eine Milliarde Menschen von Behinderungen betroffen , von denen ca . 20 Prozent im Alltag mit großen funktionellen Schwierigkeiten leben ( Quelle ). Allein in Deutschland gibt es 10,4 Millionen Menschen , die mit Behinderungen leben , 7,6 Millionen davon mit einem schweren Grad . ( Quelle ) Und Menschen mit anderen vielfältigen Einschränkungen sind in diesen Zahlen noch nicht einmal erfasst . Für viele von ihnen ist die alltägliche Lebensführung ein regelrechter Hindernislauf , der sie psychisch und physisch vor große Herausforderungen stellt .
Momentan sind viele Dienstleistungen und Produkte so konzipiert , dass Menschen mit Einschränkungen diese nicht vollumfänglich oder gar nicht nutzen können . Grund hierfür ist häufig , dass menschliche Einschränkungen in der Produktnutzung konzeptionell nicht ausreichend berücksichtigt oder betrachtet werden und / oder die technischen Voraussetzungen nicht geschaffen wurden . Dies gilt auch für digitale Produkte wie Apps , digitale Assistenten oder Webseiten .
Das kann in der Folge zu einer unbewussten Ausgrenzung einer Vielzahl von Menschen führen , die eigentlich genau von den inzwischen immensen Möglichkeiten digitaler Produkte profitieren könnten und deren Einsatz in Alltag und Beruf ihnen zusätzliche teure Hilfsmittel ersparen könnten .
Unternehmen haben somit auch eine gesellschaftliche Verantwortung , Menschen mit Einschränkungen darin zu unterstützen , ihren Alltag so selbstständig und eigenständig wie möglich bestreiten zu können . Darüber hinaus stellen sie eine wichtige Kundengruppe dar .
Aus diesem Grund hat Star Finanz in seiner Rolle als führender Anbieter multibankenfähiger Onlineund Mobile-Banking-Lösungen jüngst das Inklusive Design Lab gegründet . Diese Initiative macht es sich zur Aufgabe , digitale Produkte barrierefrei und inklusiv zu entwickeln sowie bestehende Produkte daraufhin zu optimieren .
Der Ursprung entstand unter anderem aus der bereits bestehenden Nachfrage der Nutzerinnen und Nutzer , Kolleginnen und Kollegen sowie Kundinnen und Kunden nach inklusiven und barrierefreien Produkten und der Beratung in diesem Feld .
“ Der Grundstein für die Initiative wurde durch eine Vorstudie zum Thema Barrierefreiheit gelegt . Bis dahin hatten wir teilweise noch recht exklusiv gearbeitet ”, so Doreen Glismann , UX Designerin im IDL und Dozentin . “ Zwar haben wir bei der Produktentwicklung eine bestimmte Zielgruppe mit all ihren vollumfänglichen Bedürfnissen betrachtet , aber sofern die Produkte nicht barrierefrei gestaltet sind , werden Menschen mit Einschränkungen mitunter von der Teilhabe der Produktnutzung ausgegrenzt , weil sie aufgrund ihrer körperlichen Einschränkungen auf Inhalte nicht zugreifen oder Funktionen nicht bedienen können .”
Mit dem Inklusive Design Lab bündelt die Star Finanz ihre Kompetenzen und schafft eine zentrale Anlaufstelle für zum Beispiel UX Reviews , Testing und Coaching rund um das Thema Barrierefreiheit und inklusives Design . Dabei sind Barrierefreiheit und inklusives Design nicht als Synonyme zu verwenden . Barrierefreiheit bezieht sich auf die funktionelle Nutzbarkeit eines Produktes für Menschen mit meist körperlichen Einschränkungen . Inklusives Design wirft dagegen einen holistischen Blick auf die menschliche Diversität und bezieht diese in die Entwicklung von Produkten und Services mit ein und strebt danach , die Vielschichtigkeit der Zielgruppen abzubilden und auch Bedürfnisse jenseits des gesellschaftlichen Durchschnitts mit einzubeziehen .
Das beinhaltet unter anderem Sprache , Geschlecht & Geschlechtsidentität , ethnische Zugehörigkeit , Kultur und andere Aspekte der menschlichen Identität . Inklusives Design geht damit weit über die reine Barrierefreiheit hinaus . Ein vereinfachtes Beispiel : Eine Webseite bietet die Möglichkeit , mit der Tastatur in einem Formular zu den verschiedenen Gender-Angaben zu navigieren . Dies ist ein Element der Barrierefreiheit . Ist es darüber hinaus möglich , das für sich passende Personalpronomen auszuwählen , ist es inklusiv .
Barrierefreiheit besitzt jedoch nicht nur gesellschaftliche , sondern auch rechtliche Relevanz . So ist im Juli 2021 das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz ( BFSG ) verabschiedet worden . Es tritt am 28 . Juni 2025 in Kraft , und so ist erstmals ein Gesetz verabschiedet worden , das auch private Wirtschaftsakteure verpflichtet , verschiedene Dienstleistungen und Produkte barrierefrei auf den Weg zu bringen . Expertise auf dem Gebiet aufzubauen , braucht Zeit , ebenso die Inhalte in die Release-Pläne einzuplanen , deswegen ist es wichtig , schon heute zu handeln .
„ Viele Finanzdienstleister stehen mit ihrem Wissen jedoch noch ganz am Anfang und wir nehmen einen hohen Bedarf an Wissenstransfer und Beratung wahr “, sagt Glismann . Das Inklusive Design Lab versteht sich deshalb auch als Ansprechpartner und Berater rund um nutzerzentrierte , barrierefreie und inklusive Produktgestaltung für Unternehmen der Sparkassen-Finanzgruppe . Das Angebot für den Wissens- und Erfahrungstransfer umfasst beispielsweise Workshops und Schulungen , Vorträge sowie Produktberatung und -entwicklung.
Autor : innen
Doreen Glismann Senior UX Designerin & Dozentin Ansprechpartnerin IDL doreen . glismann @ starfinanz . de
Thomas Galla Teamleiter Unternehmenskommunikation , Star Finanz
MÄRZ 2023 LONGEVITY
Gastbeitrag

DIGITALE BARRIEREN AUFBRECHEN MIT DEM INKLUSIVE DESIGN LAB

LESEDAUER : 5 MIN
In jeder GOLDILOCKS-Ausgabe bieten wir Raum für externe Perspektiven und Initiativen .

Digitale Barrieren aufbrechen mit dem Inklusive Design Lab – eine Initiative der Star Finanz für die Entwicklung inklusiver , digitaler Produkte .

Welcher Zusammenhang besteht eigentlich zwischen Barrierefreiheit , inklusivem Design und zunehmendem Alter ?

Spricht man über die Definition von Barrierefreiheit , so werden neben Menschen mit Einschränkungen meist körperlicher Art auch die Einschränkungen von älteren Menschen betrachtet .
Hier ist es sicherlich wichtig , Fähigkeitsvorurteile ( Ability Bias ) zu vermeiden und ein auf „ Fähigkeiten “ ausgerichtetes Design zu konzipieren . Sind Nutzer : innen zum Beispiel nicht digital affin , sollte man insbesondere ihnen Hilfestellungen geben und Inhalte in einfacher Sprache formulieren , diese verständlich erklären und sie stärker führen . Ein klassisches Bias ist , dass wir bestimmte Zielgruppen , wie zum Beispiel ältere Menschen mit dem Argument „ Sie nutzen das Produkt ja eh nicht “ ausschließen .

" Das Produkt sollte die Nutzenden nicht zwingen , die Nutzung zu lernen – das Produkt sollte sich vielmehr an ihren Fähigkeiten ausrichten ."

Doreen Glismann Senior UX-Designerin bei der Star Finanz
Sicherlich gab es in den letzten zwanzig Jahren einen starken Wandel : Die digitale Fitness ist stärker vorhanden und das Wissen darum höher . Somit steigen Bedarf und Wunsch , digitale Produkte in der Breite zu nutzen . Jedoch bleiben gleichzeitig situative , zeitweise oder permanente Einschränkungen wie körperliche oder kognitive – auch als Folge des Älterwerdens – erhalten und müssen berücksichtigt werden .
Es gilt dabei zu bedenken , dass immer mehr Dienstund Serviceleistungen digitalisiert werden oder ausschließlich online verfügbar sind . So werden zum Beispiel Filialen geschlossen und Ansprechpartner : innen vor Ort stehen unter Umständen nicht mehr ausreichend für eventuelle Hilfestellungen zur Verfügung . Aus diesem Grund ist es umso wichtiger , dass bereitgestellte digitale Angebote und Produkte für alle bedienbar sind . Gerade permanent oder zeitweise eingeschränkten Menschen ermöglicht man so auch weiterhin eine aktive , selbstständige Teilnahme am Lebensalltag und der Gesellschaft .
Quelle : Unsplash , Jon Tyson

GESELLSCHAFTLICHE VERANTWORTUNG VON UNTERNEHMEN UND DESIGNER : INNEN

Menschen mit Einschränkungen sollten also dabei unterstützt werden , ihren Alltag so selbstständig wie möglich bestreiten zu können . Auch Unternehmen müssen sich an dieser gesellschaftlichen Verantwortung beteiligen .
Weltweit sind über eine Milliarde Menschen von Behinderungen betroffen , von denen ca . 20 Prozent im Alltag mit großen funktionellen Schwierigkeiten leben ( Quelle ). Allein in Deutschland gibt es 10,4 Millionen Menschen , die mit Behinderungen leben , 7,6 Millionen davon mit einem schweren Grad . ( Quelle ) Und Menschen mit anderen vielfältigen Einschränkungen sind in diesen Zahlen noch nicht einmal erfasst . Für viele von ihnen ist die alltägliche Lebensführung ein regelrechter Hindernislauf , der sie psychisch und physisch vor große Herausforderungen stellt .
Momentan sind viele Dienstleistungen und Produkte so konzipiert , dass Menschen mit Einschränkungen diese nicht vollumfänglich oder gar nicht nutzen können . Grund hierfür ist häufig , dass menschliche Einschränkungen in der Produktnutzung konzeptionell nicht ausreichend berücksichtigt oder betrachtet werden und / oder die technischen Voraussetzungen nicht geschaffen wurden . Dies gilt auch für digitale Produkte wie Apps , digitale Assistenten oder Webseiten .
Das kann in der Folge zu einer unbewussten Ausgrenzung einer Vielzahl von Menschen führen , die eigentlich genau von den inzwischen immensen Möglichkeiten digitaler Produkte profitieren könnten und deren Einsatz in Alltag und Beruf ihnen zusätzliche teure Hilfsmittel ersparen könnten .
Unternehmen haben somit auch eine gesellschaftliche Verantwortung , Menschen mit Einschränkungen darin zu unterstützen , ihren Alltag so selbstständig und eigenständig wie möglich bestreiten zu können . Darüber hinaus stellen sie eine wichtige Kundengruppe dar .
Aus diesem Grund hat Star Finanz in seiner Rolle als führender Anbieter multibankenfähiger Onlineund Mobile-Banking-Lösungen jüngst das Inklusive Design Lab gegründet . Diese Initiative macht es sich zur Aufgabe , digitale Produkte barrierefrei und inklusiv zu entwickeln sowie bestehende Produkte daraufhin zu optimieren .
Der Ursprung entstand unter anderem aus der bereits bestehenden Nachfrage der Nutzerinnen und Nutzer , Kolleginnen und Kollegen sowie Kundinnen und Kunden nach inklusiven und barrierefreien Produkten und der Beratung in diesem Feld .
Quelle : Unsplash , Tim Mossholder
“ Der Grundstein für die Initiative wurde durch eine Vorstudie zum Thema Barrierefreiheit gelegt . Bis dahin hatten wir teilweise noch recht exklusiv gearbeitet ”, so Doreen Glismann , UX Designerin im IDL und Dozentin . “ Zwar haben wir bei der Produktentwicklung eine bestimmte Zielgruppe mit all ihren vollumfänglichen Bedürfnissen betrachtet , aber sofern die Produkte nicht barrierefrei gestaltet sind , werden Menschen mit Einschränkungen mitunter von der Teilhabe der Produktnutzung ausgegrenzt , weil sie aufgrund ihrer körperlichen Einschränkungen auf Inhalte nicht zugreifen oder Funktionen nicht bedienen können .”
Mit dem Inklusive Design Lab bündelt die Star Finanz ihre Kompetenzen und schafft eine zentrale Anlaufstelle für zum Beispiel UX Reviews , Testing und Coaching rund um das Thema Barrierefreiheit und inklusives Design . Dabei sind Barrierefreiheit und inklusives Design nicht als Synonyme zu verwenden . Barrierefreiheit bezieht sich auf die funktionelle Nutzbarkeit eines Produktes für Menschen mit meist körperlichen Einschränkungen . Inklusives Design wirft dagegen einen holistischen Blick auf die menschliche Diversität und bezieht diese in die Entwicklung von Produkten und Services mit ein und strebt danach , die Vielschichtigkeit der Zielgruppen abzubilden und auch Bedürfnisse jenseits des gesellschaftlichen Durchschnitts mit einzubeziehen .
Das beinhaltet unter anderem Sprache , Geschlecht & Geschlechtsidentität , ethnische Zugehörigkeit , Kultur und andere Aspekte der menschlichen Identität . Inklusives Design geht damit weit über die reine Barrierefreiheit hinaus . Ein vereinfachtes Beispiel : Eine Webseite bietet die Möglichkeit , mit der Tastatur in einem Formular zu den verschiedenen Gender-Angaben zu navigieren . Dies ist ein Element der Barrierefreiheit . Ist es darüber hinaus möglich , das für sich passende Personalpronomen auszuwählen , ist es inklusiv .
Barrierefreiheit besitzt jedoch nicht nur gesellschaftliche , sondern auch rechtliche Relevanz . So ist im Juli 2021 das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz ( BFSG ) verabschiedet worden . Es tritt am 28 . Juni 2025 in Kraft , und so ist erstmals ein Gesetz verabschiedet worden , das auch private Wirtschaftsakteure verpflichtet , verschiedene Dienstleistungen und Produkte barrierefrei auf den Weg zu bringen . Expertise auf dem Gebiet aufzubauen , braucht Zeit , ebenso die Inhalte in die Release-Pläne einzuplanen , deswegen ist es wichtig , schon heute zu handeln .
„ Viele Finanzdienstleister stehen mit ihrem Wissen jedoch noch ganz am Anfang und wir nehmen einen hohen Bedarf an Wissenstransfer und Beratung wahr “, sagt Glismann . Das Inklusive Design Lab versteht sich deshalb auch als Ansprechpartner und Berater rund um nutzerzentrierte , barrierefreie und inklusive Produktgestaltung für Unternehmen der Sparkassen-Finanzgruppe . Das Angebot für den Wissens- und Erfahrungstransfer umfasst beispielsweise Workshops und Schulungen , Vorträge sowie Produktberatung und -entwicklung.
Autor : innen
Doreen Glismann Senior UX Designerin & Dozentin Ansprechpartnerin IDL doreen . glismann @ starfinanz . de
Thomas Galla Teamleiter Unternehmenskommunikation , Star Finanz
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