Carolin Knoop ( S-Hub ): Eines deiner Herzblutthemen ist das Prototyping , also das Erstellen eines funktionsfähigen , oft aber auch vereinfachten Versuchsmodell eines geplanten Produktes . Welche Rolle spielt diese Arbeitsmethode aus deiner Sicht in Bezug auf die Generation Sparkasse ?
Michael Solarski : Ich glaube , das ist etwas , was wir viel mehr machen sollten , um schneller zu sein . Wir haben dazu längst die Möglichkeit und entsprechende Strukturen geschaffen . Dennoch müssen wir einige alte Verhaltensweisen ablegen , um noch effizienter zu werden . Ein schönes Beispiel ist hier das aktuelle Trendthema KI . Da haben wir gerade eine Art goldenes Fenster und dieselben Möglichkeiten wie alle Start-ups , vor allem offene APIs . Da können wir auch rein , das können wir nutzen . Das funktioniert allerdings nur , wenn wir etwas schneller sind und einfach mal Sachen ausprobieren , auch wenn sie vielleicht nicht direkt funktionieren . Wir müssen uns da mit einer anderen Geschwindigkeit bewegen und sagen : Wir probieren es aus , was kann schon schiefgehen ? Es sind geringe Einsatzkosten , wir machen es jetzt einfach .
In der Vergangenheit haben wir im ersten Schritt ein MVP , also ein Minimum Viable Product , gebaut , um schnell mit kleinem Umfang zu starten und die Idee bzw . das Produkt dann weiterzuentwickeln . Du sagst nun aber : MVP reicht gar nicht mehr , sondern wir müssen MLPs , also Minimum Lovable Products , bauen . Kannst Du erklären , was das bedeutet und warum das so viel besser ist ? Warum das in jedem Fall besser ist , kann ich an einem schönen Beispiel erklären : Wenn ich energetische Gebäudesanierung mache , habe ich eine riesige Formularwüste . Wenn die Nutzer : innen das schon sehen , haben sie keine Lust mehr , einzusteigen . Wenn ich das Ganze als MLP umsetze , dann emotionalisiere ich , indem ich Visualisierungen von Häusern einbaue und mit Animationen arbeite . So macht es dann Spaß , die nötigen Informationen einzugeben – und dann ist es tatsächlich auch ein umsatzrelevanter Faktor . Die Abschlussquote ist viel höher und allein deshalb macht es absolut Sinn , auf diese Form des Prototypings zu setzen .
Und wie unterscheidet sich das Vorgehen ganz konkret im Vergleich zur MVP-Entwicklung ?
Der Hauptunterschied ist für mich , dass du dich beim MLP dem Prinzip der Kundenzentrierung komplett unterordnest . Beim MVP ist hingegen die reine Funktionalität das A und O und der Einfluss der Kundenzentrierung ist geringer . Beim MLP musst du zum Beispiel viel mehr Energie in Animationen oder in eine für die Nutzer : innen sinnvolle Unterteilung stecken . Die Konzeption ist dadurch ein bisschen aufwendiger , andererseits ist der Entwicklungsaufwand auch nicht so viel höher . Man kann weiterhin Sachen sehr stark vereinfachen , sich eine gewisse Unschärfe erlauben und muss nicht schon komplett bis zur Marktreife produzieren . Und das im Endeffekt bei fast denselben Kosten .
Also erreicht man mit einem MLP bei ähnlichem Kostenfaktor eine höhere Emotionalisierung und Personalisierung im Vergleich zum Beispiel zum MVP ?
Genau . Sich darauf einzulassen , bedeutet aber auch eine andere Arbeitsweise , bei der die technische Umsetzung tatsächlich auch fordernder ist . Allerdings ist die Arbeit für unsere Entwickler : innen auch viel motivierender . Statt in die Umsetzung einer Formularwüste , investiert man natürlich viel lieber Zeit und Kreativität in Animationen und andere Dinge , die den Nutzer : innen Spaß machen .
Also können wir jetzt davon ausgehen , dass ihr bei euch in der S-Communication Services zukünftig nur noch mit MLPs arbeitet und diese Methode auf das ganze Unternehmen ausrollen werdet ?
Ich weiß nicht , ob es sich komplett durchsetzen wird . Aber es ist ein größerer Strang in unserem Innovationsmanagement . In jedem Fall wird es mehr eingesetzt , auch in unserer Abteilung Entwicklung Internetfiliale . Was ich mir aber noch mehr wünschen würde , ist , dass die Methode ihren Weg in die Sparkassen-Finanzgruppe findet – zum Beispiel auch in den S-Hub ! Sich dabei zu verknüpfen und gemeinsam in diese Richtung zu gehen , würde jedenfalls sehr viel Sinn machen . Ich glaube , durch eine noch stärkere Vernetzung , auch beim Thema MLP-Entwicklung , gewinnen wir einfach alle !
" Kraftvolles Prototyping : MVP war gestern , MLP ist die Zukunft "
AUGUST 2023
GENERATION SPARKASSE
S-COMMUNICATION UND DIE GENERATION SPARKASSE
Bild : Sparkassen Innovation Hub
LESEDAUER : 3 MIN
OMR Vor-Ort- Interview
MICHAEL SOLARSKI
( S-Communication Services GmbH ) Head of Innovation Management & Head of Software Development
Carolin Knoop ( S-Hub ): Eines deiner Herzblutthemen ist das Prototyping , also das Erstellen eines funktionsfähigen , oft aber auch vereinfachten Versuchsmodell eines geplanten Produktes . Welche Rolle spielt diese Arbeitsmethode aus deiner Sicht in Bezug auf die Generation Sparkasse ?
Michael Solarski : Ich glaube , das ist etwas , was wir viel mehr machen sollten , um schneller zu sein . Wir haben dazu längst die Möglichkeit und entsprechende Strukturen geschaffen . Dennoch müssen wir einige alte Verhaltensweisen ablegen , um noch effizienter zu werden . Ein schönes Beispiel ist hier das aktuelle Trendthema KI . Da haben wir gerade eine Art goldenes Fenster und dieselben Möglichkeiten wie alle Start-ups , vor allem offene APIs . Da können wir auch rein , das können wir nutzen . Das funktioniert allerdings nur , wenn wir etwas schneller sind und einfach mal Sachen ausprobieren , auch wenn sie vielleicht nicht direkt funktionieren . Wir müssen uns da mit einer anderen Geschwindigkeit bewegen und sagen : Wir probieren es aus , was kann schon schiefgehen ? Es sind geringe Einsatzkosten , wir machen es jetzt einfach .
In der Vergangenheit haben wir im ersten Schritt ein MVP , also ein Minimum Viable Product , gebaut , um schnell mit kleinem Umfang zu starten und die Idee bzw . das Produkt dann weiterzuentwickeln . Du sagst nun aber : MVP reicht gar nicht mehr , sondern wir müssen MLPs , also Minimum Lovable Products , bauen . Kannst Du erklären , was das bedeutet und warum das so viel besser ist ? Warum das in jedem Fall besser ist , kann ich an einem schönen Beispiel erklären : Wenn ich energetische Gebäudesanierung mache , habe ich eine riesige Formularwüste . Wenn die Nutzer : innen das schon sehen , haben sie keine Lust mehr , einzusteigen . Wenn ich das Ganze als MLP umsetze , dann emotionalisiere ich , indem ich Visualisierungen von Häusern einbaue und mit Animationen arbeite . So macht es dann Spaß , die nötigen Informationen einzugeben – und dann ist es tatsächlich auch ein umsatzrelevanter Faktor . Die Abschlussquote ist viel höher und allein deshalb macht es absolut Sinn , auf diese Form des Prototypings zu setzen .
Und wie unterscheidet sich das Vorgehen ganz konkret im Vergleich zur MVP-Entwicklung ?
Der Hauptunterschied ist für mich , dass du dich beim MLP dem Prinzip der Kundenzentrierung komplett unterordnest . Beim MVP ist hingegen die reine Funktionalität das A und O und der Einfluss der Kundenzentrierung ist geringer . Beim MLP musst du zum Beispiel viel mehr Energie in Animationen oder in eine für die Nutzer : innen sinnvolle Unterteilung stecken . Die Konzeption ist dadurch ein bisschen aufwendiger , andererseits ist der Entwicklungsaufwand auch nicht so viel höher . Man kann weiterhin Sachen sehr stark vereinfachen , sich eine gewisse Unschärfe erlauben und muss nicht schon komplett bis zur Marktreife produzieren . Und das im Endeffekt bei fast denselben Kosten .
Also erreicht man mit einem MLP bei ähnlichem Kostenfaktor eine höhere Emotionalisierung und Personalisierung im Vergleich zum Beispiel zum MVP ?
Genau . Sich darauf einzulassen , bedeutet aber auch eine andere Arbeitsweise , bei der die technische Umsetzung tatsächlich auch fordernder ist . Allerdings ist die Arbeit für unsere Entwickler : innen auch viel motivierender . Statt in die Umsetzung einer Formularwüste , investiert man natürlich viel lieber Zeit und Kreativität in Animationen und andere Dinge , die den Nutzer : innen Spaß machen .
Also können wir jetzt davon ausgehen , dass ihr bei euch in der S-Communication Services zukünftig nur noch mit MLPs arbeitet und diese Methode auf das ganze Unternehmen ausrollen werdet ?
Ich weiß nicht , ob es sich komplett durchsetzen wird . Aber es ist ein größerer Strang in unserem Innovationsmanagement . In jedem Fall wird es mehr eingesetzt , auch in unserer Abteilung Entwicklung Internetfiliale . Was ich mir aber noch mehr wünschen würde , ist , dass die Methode ihren Weg in die Sparkassen-Finanzgruppe findet – zum Beispiel auch in den S-Hub ! Sich dabei zu verknüpfen und gemeinsam in diese Richtung zu gehen , würde jedenfalls sehr viel Sinn machen . Ich glaube , durch eine noch stärkere Vernetzung , auch beim Thema MLP-Entwicklung , gewinnen wir einfach alle !
Re-Livestream der Keynote
" Kraftvolles Prototyping : MVP war gestern , MLP ist die Zukunft "
Speaker : Michael Solarski ( S-Communication )
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