Goldilocks Ausgabe 18 | Page 6

Die Reaktion der Sparkassen auf den Fachkräftemangel
Möglich , aber das ist hier nicht das Thema . Vielmehr geht es um die Altersstruktur unserer Gesellschaft in Deutschland . Wurde der Altersaufbau früher als Pyramide dargestellt , so ähnelt er heute eher einem Dönerspieß .
Wir befinden uns mitten im demografischen Wandel und die Altersstruktur in Deutschland verändert sich kontinuierlich . Menschen scheiden altersbedingt aus dem Arbeitsmarkt aus , während junge Arbeitskräfte nachrücken . Zukünftig verlassen mehr Menschen den Arbeitsmarkt als neue nachrücken . Um fünf Millionen Menschen werden bis 2060 dem Arbeitsmarkt fehlen , berichtet Business Insider unter Bezug auf Zahlen vom Forschungsinstitut IAB . „ Der Churn ist in das Bruttosozialprodukt also schon eingebaut “, frotzelte E-Commerce- Influencer und -unternehmer Alexander Graf auf der Veranstaltung Payment Exchange , die im März in Berlin stattfand . „ Churn “ ist eigentlich der Fachbegriff im Online-Handel für den natürlichen Kundenrückgang bei Abo-Geschäftsmodellen . Offiziell heißt das Phänomen Arbeitskräfteschwund . Die Folge : noch mehr Fachkräftemangel .
Die Sparkassen befinden sich mitten im Strudel des demografischen Wandels . Sie spüren den Fachkräftemangel deutlich , insbesondere bei Expert : innen und Berater : innen . Schon heute könnte die Sparkassen- Finanzgruppe mit ausreichend Personal deutlich mehr Erträge erwirtschaften . Doch sowohl intern als auch auf dem Arbeitsmarkt fehlen qualifizierte Mitarbeitende .
Diese Situation wird sich weiter verschärfen : Die demografische Zusammensetzung der Belegschaften in der Sparkassen-Finanzgruppe lässt einen Rückgang der Beschäftigtenzahlen erwarten . Die Sparkassen benötigen in den nächsten zehn Jahren mehr als 100.000 neue Mitarbeiter : innen , berichtet das Handelsblatt unter Berufung auf Zahlen vom DSGV .
Sparkassen sind Selbstversorger . Jedenfalls was Ausbildungen angeht . „ 54 Prozent der Bankkaufleute bundesweit werden in den Sparkassen ausgebildet . Und mit einer Ausbildungsquote von 7,5 Prozent insgesamt engagieren sie sich mehr als alle anderen ”, sagt Wiebke Schwarze , Pressesprecherin beim DSGV , gegenüber GOLDILOCKS . Allerdings wird es zunehmend schwieriger , alle Ausbildungsplätze zu besetzen . Dies liegt daran , dass die Sparkassen nicht nur mit anderen Finanzinstituten , sondern auch mit Unternehmen aller Branchen um Bewerber : innen konkurrieren . Dabei spielt die Attraktivität der Finanzbranche im Allgemeinen und der Sparkassen im Besonderen eine entscheidende Rolle – beide sind derzeit jedoch eher verbesserungsbedürftig und nicht Teil der Lösung .
Um dem Mangel an Berater : innen entgegenzuwirken , können Quereinsteigende eine Lösung bieten . Während früher eine Bankausbildung unabdingbar war , gilt heute die Devise : Das Fachwissen vermitteln wir , solange man Kunden- und Serviceorientierung mitbringt .
Anders sieht es bei hochqualifizierten Expert : innen wie Data Scientists aus , die auch in anderen Branchen gefragt sind . Ihre Gehaltsvorstellungen sind längst nicht mehr tariflich abgesichert . Die Gehaltsstrukturen der Sparkassen führen zu einer Absenkung der Anforderungen an die Expert : innen , um Stellen überhaupt noch besetzen zu können .
Lässt sich das Problem also mit Geld lösen ? Diesmal nicht , jedenfalls nicht ausreichend . Der Arbeitsmarkt hat sich von einem Arbeitgeberzu einem Arbeitnehmermarkt entwickelt .
Der Veränderungsdruck war bereits in den letzten Jahren und Jahrzehnten hoch , vor allem extern bedingt . Mit dem Aufkommen von Fintechs und Big Techs hat sich das Wettbewerbsumfeld jedoch nachhaltig verändert . Die Kundenbedürfnisse haben sich gewandelt und die regulatorischen Anforderungen sind stark gestiegen . Der Veränderungsdruck wird nun auch durch interne Faktoren verstärkt . Mit immer weniger Mitarbeitenden muss dasselbe oder bestenfalls sogar ein höheres Geschäftsvolumen bewältigt werden .
In den letzten Jahren wurde bei deutschen Banken tendenziell Personal abgebaut . Dies geschah im Zuge der Niedrigzinsphase und der fortschreitenden Digitalisierung , um die Effizienz zu steigern . Trotz des Personalabbaus wurden jedoch viele Stellen in anderen Bereichen geschaffen und entsprechendes Personal gesucht . Mit dem Ende der Niedrigzinsphase sprudeln die Gewinne zunächst wieder . Nun wird der Personalabbau verlangsamt oder gestoppt , in der Hoffnung , die Mitarbeiter : innen durch Qualifizierung und andere Maßnahmen halten und sie wieder produktiv einsetzen zu können . Angesichts des Fachkräftemangels kann man es sich nicht leisten , Personal zu verlieren .
Dass sich etwas ändern muss , liegt auf der Hand . Was aber können die Sparkassen oder gar jede einzelne Sparkasse tun , ohne auf den Verbund warten zu müssen ?
Bei den Recherchen für diese Ausgabe sind wir auf eine Vielzahl von Fallbeispielen aus der Sparkassen- Finanzgruppe gestoßen . Bei näherer Betrachtung zeigte sich , dass in den einzelnen Einheiten der Gruppe bereits eine Vielzahl von Initiativen gestartet wurde . Auffällig ist , dass diese Initiativen eher punktuell sind . Daher haben wir uns entschlossen , in dieser Ausgabe von GOLDILOCKS eine Auswahl dieser Fallbeispiele vorzustellen . Zur besseren Übersicht haben wir die Beispiele in die Kategorien Technologie , Innovation und Werte aufgeteilt .
Warum ? Weil wir festgestellt haben , dass die pragmatische Lösung für die Sparkassen darin besteht , die Art und Weise zu verändern , wie in und an den Sparkassen gearbeitet wird . Technologie , Innovation und Werte spielen dabei eine entscheidende Rolle . Die Herausforderung besteht darin , mit weniger Personal das Gleiche oder sogar mehr zu erreichen .
Durch den Einsatz von Technologien wie Generativer KI , digitalen Touchpoints und virtuellen Assistenten werden Mitarbeitende von Routinetätigkeiten entlastet . Dadurch bleibt mehr Zeit für die eigentlichen Kernaufgaben , was hoffentlich zu einer höheren Arbeitszufriedenheit führt .
Weitere Innovationen zielen darauf ab , Arbeitsprozesse zu überdenken und einfach anders zu gestalten . So werden beispielsweise Teams nicht nur nach fachlichen , sondern auch nach persönlichen Kompetenzen zusammengestellt . Ist das New Work ? Die Antwort ist nicht eindeutig . Nein , denn bei New Work geht es streng genommen um die Frage , wozu wir arbeiten . In einer vorherigen Ausgabe von GOLDILOCKS haben wir bereits über die Bedeutung von Calling auf individueller Ebene und Purpose auf organisationaler Ebene gesprochen . Aber ja , es hat etwas mit New Work zu tun , denn der Begriff wird mittlerweile oft inflationär verwendet , um Veränderungen in der Arbeitsweise zu beschreiben , von Obstkörben bis Workations .
Auch die Werte einer Sparkasse werden auf den Prüfstand gestellt , ohne dabei die Unternehmenskultur zu vernachlässigen . Vielmehr geht es darum , diese Werte neu zu interpretieren . Quereinsteiger gelten als eine der großen Hoffnungen als Reaktion auf den Fachkräftemangel , da sie neue Perspektiven einbringen . Jeder Quereinsteiger trägt auch ein Stück zur Veränderung der Unternehmenswerte bei .
Autor Clas Beese
APRIL 2024
WAS KOMMT , WENN KEINER KOMMT

TECHNOLOGIE , INNOVATION UND WERTE

Die Reaktion der Sparkassen auf den Fachkräftemangel
Bild : generiert mit midjourney
LESEDAUER : 6 MIN

Was haben Pyramiden und Döner gemeinsam ? Dass man im Ägyptenurlaub mit einem türkischen Grillgericht in der Hand das letzte erhaltene Weltwunder der Antike betrachten kann ?

Möglich , aber das ist hier nicht das Thema . Vielmehr geht es um die Altersstruktur unserer Gesellschaft in Deutschland . Wurde der Altersaufbau früher als Pyramide dargestellt , so ähnelt er heute eher einem Dönerspieß .

Altersaufbau 1950
Altersaufbau 2000
Altersaufbau 2050
100 100
100
90 90
90
80 80
80
70 70
70
60 60
60
50 50
50
40 40
40
30 30
30
20 20
20
10 10
10
600 300 00
300 600
Die zersauste Tanne
600 300 00
300 600
Die ausgefranste Zypresse
600 300 00 300 600
Die Urne Der Döner
Zum Vergleich das Schema einer " Alterspyramide " um 1900 ( blau unterlegt )
Männer Frauen
Wir befinden uns mitten im demografischen Wandel und die Altersstruktur in Deutschland verändert sich kontinuierlich . Menschen scheiden altersbedingt aus dem Arbeitsmarkt aus , während junge Arbeitskräfte nachrücken . Zukünftig verlassen mehr Menschen den Arbeitsmarkt als neue nachrücken . Um fünf Millionen Menschen werden bis 2060 dem Arbeitsmarkt fehlen , berichtet Business Insider unter Bezug auf Zahlen vom Forschungsinstitut IAB . „ Der Churn ist in das Bruttosozialprodukt also schon eingebaut “, frotzelte E-Commerce- Influencer und -unternehmer Alexander Graf auf der Veranstaltung Payment Exchange , die im März in Berlin stattfand . „ Churn “ ist eigentlich der Fachbegriff im Online-Handel für den natürlichen Kundenrückgang bei Abo-Geschäftsmodellen . Offiziell heißt das Phänomen Arbeitskräfteschwund . Die Folge : noch mehr Fachkräftemangel .

Sparkassen und Fachkräftemangel

Die Sparkassen befinden sich mitten im Strudel des demografischen Wandels . Sie spüren den Fachkräftemangel deutlich , insbesondere bei Expert : innen und Berater : innen . Schon heute könnte die Sparkassen- Finanzgruppe mit ausreichend Personal deutlich mehr Erträge erwirtschaften . Doch sowohl intern als auch auf dem Arbeitsmarkt fehlen qualifizierte Mitarbeitende .
Diese Situation wird sich weiter verschärfen : Die demografische Zusammensetzung der Belegschaften in der Sparkassen-Finanzgruppe lässt einen Rückgang der Beschäftigtenzahlen erwarten . Die Sparkassen benötigen in den nächsten zehn Jahren mehr als 100.000 neue Mitarbeiter : innen , berichtet das Handelsblatt unter Berufung auf Zahlen vom DSGV .
Sparkassen sind Selbstversorger . Jedenfalls was Ausbildungen angeht . „ 54 Prozent der Bankkaufleute bundesweit werden in den Sparkassen ausgebildet . Und mit einer Ausbildungsquote von 7,5 Prozent insgesamt engagieren sie sich mehr als alle anderen ”, sagt Wiebke Schwarze , Pressesprecherin beim DSGV , gegenüber GOLDILOCKS . Allerdings wird es zunehmend schwieriger , alle Ausbildungsplätze zu besetzen . Dies liegt daran , dass die Sparkassen nicht nur mit anderen Finanzinstituten , sondern auch mit Unternehmen aller Branchen um Bewerber : innen konkurrieren . Dabei spielt die Attraktivität der Finanzbranche im Allgemeinen und der Sparkassen im Besonderen eine entscheidende Rolle – beide sind derzeit jedoch eher verbesserungsbedürftig und nicht Teil der Lösung .
Um dem Mangel an Berater : innen entgegenzuwirken , können Quereinsteigende eine Lösung bieten . Während früher eine Bankausbildung unabdingbar war , gilt heute die Devise : Das Fachwissen vermitteln wir , solange man Kunden- und Serviceorientierung mitbringt .
Anders sieht es bei hochqualifizierten Expert : innen wie Data Scientists aus , die auch in anderen Branchen gefragt sind . Ihre Gehaltsvorstellungen sind längst nicht mehr tariflich abgesichert . Die Gehaltsstrukturen der Sparkassen führen zu einer Absenkung der Anforderungen an die Expert : innen , um Stellen überhaupt noch besetzen zu können .
Lässt sich das Problem also mit Geld lösen ? Diesmal nicht , jedenfalls nicht ausreichend . Der Arbeitsmarkt hat sich von einem Arbeitgeberzu einem Arbeitnehmermarkt entwickelt .

Die Sparkassen ändern sich und damit auch die Arbeit

Der Veränderungsdruck war bereits in den letzten Jahren und Jahrzehnten hoch , vor allem extern bedingt . Mit dem Aufkommen von Fintechs und Big Techs hat sich das Wettbewerbsumfeld jedoch nachhaltig verändert . Die Kundenbedürfnisse haben sich gewandelt und die regulatorischen Anforderungen sind stark gestiegen . Der Veränderungsdruck wird nun auch durch interne Faktoren verstärkt . Mit immer weniger Mitarbeitenden muss dasselbe oder bestenfalls sogar ein höheres Geschäftsvolumen bewältigt werden .
In den letzten Jahren wurde bei deutschen Banken tendenziell Personal abgebaut . Dies geschah im Zuge der Niedrigzinsphase und der fortschreitenden Digitalisierung , um die Effizienz zu steigern . Trotz des Personalabbaus wurden jedoch viele Stellen in anderen Bereichen geschaffen und entsprechendes Personal gesucht . Mit dem Ende der Niedrigzinsphase sprudeln die Gewinne zunächst wieder . Nun wird der Personalabbau verlangsamt oder gestoppt , in der Hoffnung , die Mitarbeiter : innen durch Qualifizierung und andere Maßnahmen halten und sie wieder produktiv einsetzen zu können . Angesichts des Fachkräftemangels kann man es sich nicht leisten , Personal zu verlieren .

Was euch in dieser Ausgabe erwartet

Dass sich etwas ändern muss , liegt auf der Hand . Was aber können die Sparkassen oder gar jede einzelne Sparkasse tun , ohne auf den Verbund warten zu müssen ?
Bei den Recherchen für diese Ausgabe sind wir auf eine Vielzahl von Fallbeispielen aus der Sparkassen- Finanzgruppe gestoßen . Bei näherer Betrachtung zeigte sich , dass in den einzelnen Einheiten der Gruppe bereits eine Vielzahl von Initiativen gestartet wurde . Auffällig ist , dass diese Initiativen eher punktuell sind . Daher haben wir uns entschlossen , in dieser Ausgabe von GOLDILOCKS eine Auswahl dieser Fallbeispiele vorzustellen . Zur besseren Übersicht haben wir die Beispiele in die Kategorien Technologie , Innovation und Werte aufgeteilt .
Warum ? Weil wir festgestellt haben , dass die pragmatische Lösung für die Sparkassen darin besteht , die Art und Weise zu verändern , wie in und an den Sparkassen gearbeitet wird . Technologie , Innovation und Werte spielen dabei eine entscheidende Rolle . Die Herausforderung besteht darin , mit weniger Personal das Gleiche oder sogar mehr zu erreichen .
Durch den Einsatz von Technologien wie Generativer KI , digitalen Touchpoints und virtuellen Assistenten werden Mitarbeitende von Routinetätigkeiten entlastet . Dadurch bleibt mehr Zeit für die eigentlichen Kernaufgaben , was hoffentlich zu einer höheren Arbeitszufriedenheit führt .
Weitere Innovationen zielen darauf ab , Arbeitsprozesse zu überdenken und einfach anders zu gestalten . So werden beispielsweise Teams nicht nur nach fachlichen , sondern auch nach persönlichen Kompetenzen zusammengestellt . Ist das New Work ? Die Antwort ist nicht eindeutig . Nein , denn bei New Work geht es streng genommen um die Frage , wozu wir arbeiten . In einer vorherigen Ausgabe von GOLDILOCKS haben wir bereits über die Bedeutung von Calling auf individueller Ebene und Purpose auf organisationaler Ebene gesprochen . Aber ja , es hat etwas mit New Work zu tun , denn der Begriff wird mittlerweile oft inflationär verwendet , um Veränderungen in der Arbeitsweise zu beschreiben , von Obstkörben bis Workations .
Auch die Werte einer Sparkasse werden auf den Prüfstand gestellt , ohne dabei die Unternehmenskultur zu vernachlässigen . Vielmehr geht es darum , diese Werte neu zu interpretieren . Quereinsteiger gelten als eine der großen Hoffnungen als Reaktion auf den Fachkräftemangel , da sie neue Perspektiven einbringen . Jeder Quereinsteiger trägt auch ein Stück zur Veränderung der Unternehmenswerte bei .
Autor Clas Beese
PRÄSENTIERT VON