Goldilocks [ UNITE ] Banken & FinTechs 2020 | Page 52

„Eigentlich haben wir
alles, was wir brauchen“


Interview mit Oliver Klink, Vorstandsvorsitzender der
Taunus Sparkasse, Bad Homburg



Oliver Klink, Vorstandsvorsitzender der Taunus Sparkasse, Bad Homburg


Wie hat sich das Konsumentenkreditgeschäft in den letzten Jahren verändert?

Oliver Klink: Zunächst einmal hat sich der Wettbewerb um und an der Kundenschnittstelle verschärft. So können Finanzierungen direkt am Point-of-Sale (PoS) jederzeit vor oder nach dem Kauf durchgeführt werden – online, aber auch im stationären Handel. Hinzu kommen die Internet-Vergleichsportale, die massiv an Einfluss gewonnen haben. Zudem spielen auch FinTechs wie Klarna oder die Angebote von BigTechs wie Paypal, Amazon und Apple eine gewichtige Rolle.

Wie sehen passende Konsumentenkredite von morgen aus – und wie werden sie abgeschlossen?

Bei „stand-alone“ Krediten gewinnen Vergleichsportale weiter an Bedeutung. So hat Check24 im Jahr 2019 einen Antrag auf eine eigene Banklizenz gestellt, um in Zukunft eigene Kredite zu vertreiben und die Kundenschnittstelle zu sichern. Gleichzeitig baut FinLeap mit 100 Millionen Euro Investorengeldern ein neues Vergleichsportal für Finanzdienstleistungen auf, welches Check24 Konkurrenz machen soll. Allein das zeigt die Intensität im Kampf um die Kundenschnittstelle.

Wie ist es am PoS? Was ist dort wichtig für einen Markterfolg?

Die zweite große Säule beim Vertrieb von Kreditprodukten ist die Integration in den Point-of-Sale. Also beispielsweise der Ratenkauf einer Ware bei einem Elektronikhändler – online wie offline. Bei beiden Wegen ist die Auszahl-geschwindigkeit bei Krediten ent-scheidend. FinTechs schaffen die teils automatisierte Bewilligung innerhalb von Minuten – das ist schon eine echte Herausforderung.

Warum nimmt der E-Commerce hier eine so wichtige Rolle ein?

Nirgendwo verschmelzen Kredit und Payment so sehr wie im E-Commerce. Am Ende wird der Kredit von den Konsumenten gar nicht mehr als Kredit wahrgenommen, sondern als ein Servicebestandteil der Bestellung.

Ist dies auch der Grund, warum BigTechs so stark in den Wettbewerb einsteigen?

Ja, vor allem über ihre Paymentlösungen. Dies hat nicht nur Apple erkannt. Dort haben die Nutzer der Apple Card beispielsweise die Möglichkeit, ihre Kreditkarten-Käufe direkt über 24 Monate zu finanzieren. Beim Kauf des neuen iPhones im hauseigenen Apple Store sogar komplett ohne Zinsen. Zudem erhält der Kunde Cashbacks und reduzierte monatliche Raten, wenn er ein altes Apple-Gerät eintauscht. Im Apple Store finden andere Anbieter dann schlicht nicht mehr statt, denn Apple zahlt nicht nur mit seiner Karte, sondern komplett in seiner eigenen Währung. In der Kombination mit dem nativen Payment-Verfahren Apple Pay hat der Nutzer zudem jederzeit die Möglichkeit, einfach und unkompliziert auch andere Einkäufe zu finanzieren, ohne mit einer Bank auch nur in Kontakt zu kommen. Welche anderen Unternehmen spielen dabei noch eine Rolle?
Amazon bietet an seinem PoS die Möglichkeit, Produkte via Monats-abrechnung zu kaufen, was nichts anderes als einen Mikrokredit darstellt. Auch FinTech-Angebote, zum Beispiel die Spontanfinanzierung bei oder nach der Zahlung an der Ladenkasse durch Klarna, bieten die Möglichkeit der kurzfristigen Finanzierung.

Was bedeuten diese Entwicklungen für die Sparkassen?

Ein erfolgreiches Ratenkreditgeschäft ist und bleibt als Ertragsbringer einfach wichtig. Für uns bietet S-Kreditpartner (SKP) als zentraler Produktgeber die einzige Möglichkeit, um Kräfte zu bündeln und auf Plattformen wie Check24 und im POS-Markt präsent zu sein. Wir Sparkassen hingegen besetzen mit der Marktführerschaft bei Girokonten heute noch oft „die letzte Meile“ in der Kundenbeziehung. Dies müssen wir nutzen und als Auftrag sehen, die modernen und einfachen Prozesse mit unserem stationären und digitalen Vertrieb zusammenzubauen. Hier wären dann Bequemlichkeit und gewachsenes Vertrauen ein überlegenes Leistungspaket.

Mit welchen drei Thesen gehen Sie in den Wettbewerb?

1. Das Geschäft über Plattformen wird immer wichtiger und verdrängt zunehmend das
Eigengeschäft. Dieser Effekt wird durch den zu erwartenden Markteintritt der BigTechs
noch verstärkt.

2. Ein zentrales Angebot ist die einzige Möglichkeit, auf Plattformen und übrigens auch
am POS erfolgreich zu sein.

3. Einfache, schlanke und für den Kunden bequeme Prozesse sind genauso wichtig wie
attraktive Konditionen. Als Sparkassen können wir das mit der Kundenbeziehung
verbundene Vertrauen nutzen, um aus Sicht der Kunden wirklich bessere Lösungen als
die Konkurrenz zu bieten.

„Nirgendwo
verschmelzen Kredit und Payment so sehr wie im
E-Commerce“