Der Bezahldienst Paypal beteiligt sich am schwedischen Start-up Tink – und nutzt künftig dessen Technik.
Was ist neu
Das US-Unternehmen Paypal setzt seine Investment-Tour fort und ist bereits im März mit zehn Millionen Dollar beim schwedischen Fintech Tink eingestiegen, wie jetzt erst bekannt wurde. Tink liefert anderen Finanzfirmen Technik, mit der Kunden unter anderem unterschiedliche Konten aggregieren können, Finanztipps erhalten und einen guten Überblick über ihr Vermögen bekommen.
Die Liste der Tink-Kunden ist lang: ABN Ambro, BNP Paribas Fortis, Nordea, Skandinavische Privatbank und Klarna zählen zu den größten Abnehmern. In Schweden betreibt Tink eine eigene App. Diese App ist heute aber eher ein Showcase, mit dem das Fintech die Möglichkeiten seiner Technik demonstriert.
Nun will auch Paypal die Technik von Tink für die Kontoaggregation seiner Kunden nutzen und die Benutzerfreundlichkeit der Paypal-Plattform verbessern. Ein Paypal-Manager betonte dem „Handelsblatt“ gegenüber, dass Tink es den Kunden leicht mache, auf verschiedenen Konten Zahlungen auszulösen. Diese Funktion wünschten sich auch Paypal-Kunden.
Was das bedeutet
Paypal investiert erneut strategisch, nach Raisin/Weltsparen und iZettle. Das Unternehmen entwickelt sich mit seinen Tink-Anteilen konsequent weiter zur Plattform, wie wir schon in GOLDILOCKS-Ausgabe 1 besprochen haben.
Die News zeigt wieder einmal, dass es für die Sparkassen höchste Eisenbahn ist, ein eigenes Multibanking-Interface anzubieten, das eine Konteneinbindung kann und damit dem aktuellen Stand der User Experience entspricht. Sonst riskieren sie, dass ihre etwa 50 Millionen Kunden – oder zumindest der Teil, der bereits zu den 23 Millionen Deutschland-Kunden von Paypal gehört – irgendwann wechseln.
Das Wettrennen, welche App die Kunden zuerst öffnen, hat längst begonnen. Und wer sagt denn, dass es nicht in der Zukunft von Paypal liegt, selbst zur übersichtlichen Multibanking-App zu werden? Das Banking selbst wird doch immer mehr zum austauschbaren Gut. Was entscheidend wird für die Banken, ist die Hoheit über die Schnittstelle zum Kunden zu behalten.
Autoren: Andreas Maisch, Redakteur bei finletter und Clas Beese, Co-founder bei finletter