Die Studie ‘Insurtech Global Outlook 2020’ zeigt, in welche InsurTech-Kategorien das Kapital fließt.
WAS IST NEU?
Ende April 2020 veröffentlichten NTT Data und Everis die Studie ‘Insurtech Global Outlook 2020’. Dabei handelt es sich um eine Analyse der führenden Trends im Bereich InsurTech, den Auswirkungen von neuen Technologien und von neuen Geschäftsmodellen im Jahr 2019.
Investment by Technology: In 2019 floss Kapital in Höhe von 6,4 Milliarden US-Dollar in InsurTechs. Spitzenplatz mit 74 Prozent der Investments macht die Kategorie Cloud, Mobile & Applications aus. Mit 16 Prozent folgt Artificial Intelligence und auf Platz drei kommt mit sechs Prozent der Gesamtsumme Internet of Things. Das sind immerhin gut 384 Millionen US-Dollar. Dass man auch bei Versicherungen Technologien wie Cloud Computing und Artificial Intelligence dringend gebrauchen kann, das leuchtet ein. Aber was haben Versicherungen und Internet of Things miteinander zu tun?
WAS das bedeutet
Internet of Things bedeutet vernetzte Maschinen und Geräte. Vernetzt über kabellose oder kabelgebundene Datenleitungen. Was hin und her fließt sind die Daten selber. Und Daten haben für Versicherungen eine enorme Bedeutung. Bessere Daten ermöglichen Versicherungen präzisere Risikoeinschätzungen, erlauben damit bessere Preise und stellen somit einen Wettbewerbsvorteil für Versicherungsgesellschaften dar. Zumindest gegenüber der Konkurrenz, die weder Zugang noch Auswertungsmöglichkeiten hat. So investierte bereits 2018 die Münchener Rück, als größtes Rückversicherungsunternehmen der Welt, in das IoT-Startup Relayr. Immerhin 300 Millionen Euro. Der Gedanke dahinter: Einen strategischen Zugang zu den IoT-Daten bekommen.
Ein Beispiel: Ein Landmaschinen-hersteller baut einen Mähdrescher und verkauft ihn für mehrere hunderttausend Euro. Das Gerät hat zwar noch einen Dieselmotor an Bord, aber ansonsten jede Menge Hightech. Eine Flut von Daten entsteht während des Betriebs. Und natürlich macht es für die Versicherungspolice einen bedeutenden Unterschied, ob die vom Versicherungsnehmer angegebenen 200 Betriebsstunden auch stimmen. Oder ob der Mähdrescher doch die tatsächlichen 2.000 Betriebsstunden durchfunkt. Den natürlichen Zugang zu den IoT-Daten hat der Hersteller, um Betriebssysteme zu aktualisieren und in den heißen Phasen der Erntezeit die Einsatzbereitschaft per Fernwartung sicherzustellen. Nun kann der Maschinenhersteller aber auf die Idee kommen, zu dem Mähdrescher die passende Versicherung gleich mitzuverkaufen. Aufgrund der auswertbaren Daten vielleicht zum halben Preis. Der Zugang zu IoT-Daten ist künftig eine lebensnotwendige Voraussetzung für einige Arten von Versicherungen. Nur wer über Datenzugänge verfügt, kann bei diesem Spiel mitmachen.
Jetzt sind Mähdrescher nicht der Nabel der Versicherungswelt, aber vernetzte Geräte gibt es ja auch nicht nur in der Landwirtschaft. Autos und Lastwagen, Flugzeuge und Schiffe und gerade Produktionsanlagen stellen ein enormes Potenzial für Versicherungen dar.
Noch sind die Zugänge zu der IoT-Datenwelt teuer. Passende Startups für 300 Millionen gibt es nicht so oft, selbst wenn die Kriegskasse gut gefüllt ist. Wenn es aber eine Zeit gibt, das Feld nicht den anderen zu überlassen, sondern strategische Optionen zu sichern, dann jetzt.