Goldilocks Ausgabe 14 | Page 9

Digitale Altersvorsorge
Das 2017 von Til Klein und Lara Hämmerle gegründete Start-up bot ein mobiles Sparkonto für junge Erwachsene an , bei dem die gesparten Gelder über einen Fonds in ETF investiert wurden . Daneben versuchte Vantik es mit einer Debitkarte mit Cashback-Funktion , wobei ein Prozent Cashback wiederum in den ETF gesteckt wurde .
Das Geschäftsmodell des gescheiterten Start-ups basierte auf der Interchange-Fee , die von vielen Fintechs entweder zur Teilmonetarisierung eingesetzt wird – Stichwort kostenlose Konten bei Neo-Banken – oder zur Generierung zusätzlicher Vorteile für Kund : innen ; Tomorrow pflanzt damit beispielsweise Bäume für seine Kundschaft . Zur Monetarisierung allein hat es für Vantik nicht gereicht .
Bereits im Mai 2022 hatte Vantik Insolvenz angemeldet , nachdem eine geplante Finanzierungsrunde geplatzt war ; im Herbst wurde dann der Geschäftsbetrieb eingestellt . Den Kundenstamm des Unternehmens haben inzwischen die Fintechs Vivid und Evergreen übernommen .
Altersvorsorge ist wichtig . Sie ist das Mittel der Wahl , um Altersarmut zu verhindern – aus volkswirtschaftlicher Sicht genauso wie aus der ganz persönlichen Sicht eines jeden von uns . Vantik hat hier einen innovativen Weg eingeschlagen , doch der hat leider in eine Sackgasse geführt .
Was wir daraus lernen können : Zum einen hat die Kombination aus Bezahlen für Konsum und Sparen fürs Alter nicht geklappt . Konsum führt häufig zur Ausschüttung des Botenstoffs Dopamin , also verbinden wir Konsum mit positiven Gefühlen . Bei Altersvorsorge gilt das Gegenteil . Das Thema ist vielen Menschen unangenehm , manchmal ist es auch angstbesetzt , im besten Fall neutral . Vantik hat einfach zu wenige Kund : innen gewinnen können .
Zum anderen wurde das Geld für die Altersvorsorge aus der Interchange-Fee der Kartenzahlung generiert . Das hat zwar den Vorteil , dass es die Liquidität der Sparer : innen gefühlt nicht belastet , wenn die Karte einfach im Alltag eingesetzt wird . Allerdings war das so angesparte Geld viel zu wenig für die Altersvorsorge . Sowohl für Angestellte , die ihre Rentenlücke schließen wollen , als auch für Selbstständige , die sich um ihre gesamte Altersvorsorge selbst kümmern . Das eigentliche Problem der Sparwilligen konnte Vantik so nicht lösen .
Vantik hat zwar gezeigt , wie es nicht geht . Doch die alte analoge Kombination aus Berater : in , Unterschrift , Einzugsermächtigung und jährlichem Brief mit Entwicklungsbericht kann auch nicht die Zukunft sein . So komfortabel diese Set-and-Forget- Lösung auch für beide Seiten ist , in den digitalen Finanzalltag passt sie immer weniger .
Hybride Lösungen sind hier gefragt . Und wenn man sich schon an die Arbeit macht , dann bitte das Entsparen , also das Auflösen von Erspartem , gleich mitdenken . Denn dafür gibt es auch noch gar keine digitalen Lösungen – eine weitere weiße Fläche auf der Landkarte , die es zu entdecken gilt .
Autor : Clas Beese Co-Founder von finletter und Fintech Week
MÄRZ 2023 LONGEVITY
Digitale Altersvorsorge

VANTIK GIBT AUF

Bild : unsplash , MagicPattern , vantik
LESEDAUER : 3 MIN

Das Berliner Anlage-Fintech hat den Geschäftsbetrieb eingestellt – und hinterlässt eine Marktlücke beim Thema Sparen fürs Alter .

Das 2017 von Til Klein und Lara Hämmerle gegründete Start-up bot ein mobiles Sparkonto für junge Erwachsene an , bei dem die gesparten Gelder über einen Fonds in ETF investiert wurden . Daneben versuchte Vantik es mit einer Debitkarte mit Cashback-Funktion , wobei ein Prozent Cashback wiederum in den ETF gesteckt wurde .

Das Geschäftsmodell des gescheiterten Start-ups basierte auf der Interchange-Fee , die von vielen Fintechs entweder zur Teilmonetarisierung eingesetzt wird – Stichwort kostenlose Konten bei Neo-Banken – oder zur Generierung zusätzlicher Vorteile für Kund : innen ; Tomorrow pflanzt damit beispielsweise Bäume für seine Kundschaft . Zur Monetarisierung allein hat es für Vantik nicht gereicht .
Bereits im Mai 2022 hatte Vantik Insolvenz angemeldet , nachdem eine geplante Finanzierungsrunde geplatzt war ; im Herbst wurde dann der Geschäftsbetrieb eingestellt . Den Kundenstamm des Unternehmens haben inzwischen die Fintechs Vivid und Evergreen übernommen .

WAS DAS BEDEUTET

Altersvorsorge ist wichtig . Sie ist das Mittel der Wahl , um Altersarmut zu verhindern – aus volkswirtschaftlicher Sicht genauso wie aus der ganz persönlichen Sicht eines jeden von uns . Vantik hat hier einen innovativen Weg eingeschlagen , doch der hat leider in eine Sackgasse geführt .
Was wir daraus lernen können : Zum einen hat die Kombination aus Bezahlen für Konsum und Sparen fürs Alter nicht geklappt . Konsum führt häufig zur Ausschüttung des Botenstoffs Dopamin , also verbinden wir Konsum mit positiven Gefühlen . Bei Altersvorsorge gilt das Gegenteil . Das Thema ist vielen Menschen unangenehm , manchmal ist es auch angstbesetzt , im besten Fall neutral . Vantik hat einfach zu wenige Kund : innen gewinnen können .
Zum anderen wurde das Geld für die Altersvorsorge aus der Interchange-Fee der Kartenzahlung generiert . Das hat zwar den Vorteil , dass es die Liquidität der Sparer : innen gefühlt nicht belastet , wenn die Karte einfach im Alltag eingesetzt wird . Allerdings war das so angesparte Geld viel zu wenig für die Altersvorsorge . Sowohl für Angestellte , die ihre Rentenlücke schließen wollen , als auch für Selbstständige , die sich um ihre gesamte Altersvorsorge selbst kümmern . Das eigentliche Problem der Sparwilligen konnte Vantik so nicht lösen .
Vantik hat zwar gezeigt , wie es nicht geht . Doch die alte analoge Kombination aus Berater : in , Unterschrift , Einzugsermächtigung und jährlichem Brief mit Entwicklungsbericht kann auch nicht die Zukunft sein . So komfortabel diese Set-and-Forget- Lösung auch für beide Seiten ist , in den digitalen Finanzalltag passt sie immer weniger .
Hybride Lösungen sind hier gefragt . Und wenn man sich schon an die Arbeit macht , dann bitte das Entsparen , also das Auflösen von Erspartem , gleich mitdenken . Denn dafür gibt es auch noch gar keine digitalen Lösungen – eine weitere weiße Fläche auf der Landkarte , die es zu entdecken gilt .
Autor : Clas Beese Co-Founder von finletter und Fintech Week
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